Beate Schütz [Hrsg.]: Die Wasser der Zukunft

Beate Schütz [Hrsg.]: Die Wasser der Zukunft. Edition Ponte Novu / Books on Demand 2004, ISBN 3-00-014321-1, Paperback 15,5 cm x 22,0 cm, 173 Seiten, 13,95 Euro

Beate Schütz [Hrsg.]: Die Wasser der Zukunft

Es handelt sich um eine thematische Anthologie zum Wasser. Dabei sind nicht alle Geschichten der SF oder allgemeinen Phantastik zugehörig, die nicht relevanten Geschichten sind mit einem Stern * vor der Geschichte gekennzeichnet.


Irina Grothues: Vorwort des Wassers

Keine Geschichte, aber sehr lesenswert.


Udo Mörschbach: Das Lilienballspiel

Der anscheinend geistig behinderte Fensterputzer Lilienball hört zufällig, wie der Bürgermeister über einen Unfall bei der Versetzung des Trinkwassers mit Drogen spricht.

Ein sehr konfuser Schreibstil, der wohl den geistigen Zustand des Fensterputzers reflektieren soll. Ich fand es jedenfalls einfach nur blöd.


Matthias Nawrat: Die Männer vom Energiekonzern

Es regnet ununterbrochen, und das Abzweigen von Wasser aus dem Kreislauf ist verboten.

Völlig blödsinnige Prämisse, wo es doch gleichzeitig ständig regnet...


Corinna Jedamzik: Die Hallen des Wassers

Vor 500 Jahren verschwand das Wasser durch eine vermeidbare ökologische Katastrophe von der Erde. Jetzt überwachen einige Wassermeister die Rückgewinnung des knappen Wassers.

Zwar keine wirklich neuen Ideen (Frank Herberts Wüstenplanet wird sogar zitiert), aber gut und stimmig erzählt!


* Mechthilde Vahsen: Der Ritt auf dem Wal

Eine Frau reitet auf einem Wal durch die Tiefsee.

Nun ja, wenn die so lange die Luft anhalten kann...


* Veronika Aydin: Tausendblau

Juliane unternimmt ihren ersten Tauchgang in tieferes Wasser. Zunächst hat sie Angst, aber dann wird sie von der Schönheit überwältigt.

Keine SF. Eine stimmige Geschichte, die die Schönheit des Meeres gut einfängt.


* Ernst-Edmund Keil: Meer der Meduse

Ein Mann beobachtet, wie das Mittelmeer an seinem Wohnort plötzlich voller Medusen ist.

Hier soll wohl durch ein direktes Beispiel die Umweltverschmutzung verdeutlicht werden, das kommt aber nicht gut rüber. Wohl keine SF, obwohl es möglicherweise ein klein wenig in der Zukunft spielt.


Edgar Güttge (Pseudonym von Ernst-Eberhard Manski): Aquaviva

Undine arbeitet im Wasserwerk und bringt eine Probe »Aquaviva« mit, scheinbar lebendiges Wasser. Sie untersucht es mit ihren Freunden genauer.

Die längste und beste Geschichte der Anthologie, in der das Thema Wasser auf verschiedene Weisen beleuchtet wird. Hervorragend erzählt und mit leicht schrägem Humor gewürzt. Hier tritt Manskis Pseudonym als Ich-Erzähler auf. Wie immer darf man Güttges Geschichten nicht ganz ernst nehmen - oder etwa doch? Die bislang beste Geschichte von Ernst-Eberhard Manski und eine der besten Kurzgeschichten aus 2004!


* Boris Schneider: Feuchte Träume

Ein Mann hat einen wirren Traum. Nein, nicht *die* Sorte »feuchter« Träume, es geht um Wasser.

Keine SF, ich würde es unter Horror einsortieren.


Timo Bader: Die Flut

Nach Abschmelzen der Polkappen haben sich die Überreste der Menschheit, getrennt in Ober- und Unterwelt, auf eine künstliche Insel gerettet.

Die Handlung erinnert mich doch sehr an »Metropolis« von Fritz Lang. Die Oberweltler brauchen die Arbeit der Unterweltler nicht mehr und schneiden sie vom Wasser ab...


Rüdiger Bartsch: Als Mr. Hyde aufhörte Durst zu haben

Angeregt durch die Entdeckung, daß Bier in der Sonne schnell verdunstet, Sonnencreme jedoch nicht, versucht der ich-Erzähler mit einem Freund, ein effizienteres Wasser zu erzeugen...

Einige logische Widersprüche und der Verstoß gegen physikalische Gesetze haben mir den Genuß dieser gut geschriebenen Geschichte etwas verleidet.


Torsten Scheib: Gut für dich, gut für mich

In einem diktatorischen Staat sind durch Zusätze in Wasser und Nahrung Krankheiten (fast) besiegt. Wer sich kein Hirnimplantat einsetzen läßt oder sonstwie aus der Reihe tanzt, wird hingerichtet.

Eher unglaubwürdiger Hintergrund, die Geschichte vermag mich nicht zu überzeugen.


* Frauke Schuster: Winter im Park

Eine vereinsamte alte Frau füttert Enten am See, obwohl es verboten ist, da die Enten den See verschmutzen.

Keine SF. Ein Beispiel dafür, daß wir die Vernunft ignorieren, wenn sie uns nicht in den Kram paßt.


* Traudel Schmidt: Wasser aus der Wand

Indien: Ein Mädchen aus einem armen Bauerndorf bekommt vorgelesen, daß in einem anderen Land das in Indien so knappe Wasser einfach aus der Wand kommt.

Keine SF. Gut, stimmig und eindringlich erzählt über den alltäglichen Überlebenskampf in den armen Gebieten der Erde.


* Christina Priplata-Harand: Als das Wasser fortging

Das Wasser ist traurig über die Menschen, weil sie es verschmutzen und achtlos fortgießen. Es hört von Besserland und seiner Herrscherin Zenobia. Zunächst fragt es die anderen Elemente um Rat, schließlich findet es Besserland tatsächlich.

Keine SF, sondern irgendwo im Bereich Märchen und Fabeln. Für mich die zweitbeste Geschichte des Buches, wunderbar erzählt.


* Ina Schimpf: Ein Brunnen voller Gold

Eine große Seeschlange schützt Korsika vor allem, das von außen eindrigen will. Doch einige Einwohner fahren aus Neugier in die Welt, und einer kehrt zurück, das Paradies zu erobern.

Das ist wohl eindeutig ein Märchen, möglicherweise aus einer alten korsischen Sage abgeleitet. Gut geschrieben, wenn auch vorhersehbar.


Sunil Mann: Als der Regen kam

2028: Nach einer Dürreperiode fängt es endlich an zu regnen - und hört nicht mehr auf. Die Stadt wird überflutet, das Wasser steigt immer höher und bedroht die Überlebenden.

Zunächst reine Schilderung einer Flutkatastrophe, gleitet die Geschichte gegen Ende in Richtung Fantasy/Märchen ab. Ich kann mit der Story nicht viel anfangen.


* Stefani Hübner-Raddatz: Der Ruf des Wassers

Die Xera kämpfen gegen eine Übermacht grauer Nebelkrieger, angeblich aus dem verlorenen Wasser entstanden.

Fantasy, ordentlich gemacht.


* Andreas Erdmann: Asylum

Ein Mann hat Visionen oder sowas und läuft übers Meer.

Keine SF. Komischer Kram, kann ich nichts mit anfangen.


Fazit: Nette Themenanthologie mit überwiegend guten Geschichten. Mir haben besonders »Aquaviva« von Edgar Güttge und »Als das Wasser fortging« von Christina Priplata-Harand gefallen.


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Erstellt am Di, den 09.11.2004 von Martin Stricker.
Zuletzt geändert am Mio, den 04.01.2012 um 20:47.